Rezension: "Der Geschmack von Apfelkernen" von Katharina Hagena


DATEN

Der Geschmack von Apfelkernen von Katharina Hagena - Kiepenheuer & Witsch - 254 Seiten - ISBN 978- 3- 462- 04149-1 - Taschenbuch - 8,95 Euro - Hier kaufen

INHALT 

Als Bertha stirbt, erbt ihre Enkelin Iris das Haus. Nach vielen langen Jahren steht sie somit wieder dort, wo sie viele Sommer als Kind verbrachte und mit ihrer Cousine Verkleiden spielte. Sie streift durch die Zimmer und den Garten und es kommt ihr vor, wie eine aus der Zeit gefallene Welt. Der Garten ist inzwischen verwildert. Nachdem Bertha damals vom Apfelbaum fiel, wurde sie zerstreut, dann vergesslich und schließlich erkannte sie keinen mehr wieder. Nicht mal die eigenen Töchter. Iris überlegt jetzt, ob sie dieses Erbe antreten soll und bleibt eine Woche allein dort um sich darüber klar zu werden. Sie schwimmt allein im See, bekommt Besuch, küsste den Bruder einer früheren Freundin und streicht eine Wand. Und während sie so von Zimmer zu Zimmer läuft, taste sie sich durch ihre eigenen Erinnerungen und durch das Vergessen. 

"Und ich stellte fest, dass nicht nur das Vergessen eine Form des Erinnerns war, sondern auch das Erinnern eine Form des Vergessens."

MEINE MEINUNG

Bei diesem Buch handelt es sich um eines, das ich so noch nie gelesen habe. Katharina Hagenas Debütroman ist ein Buch mit viel Tiefgang, poetisch und ruhig erzählt sie die Geschichte von einer Familie, die es so überall geben könnte.

Als Iris, die in diesem Buch aus der Ich-Form erzählt in Norddeutschland im Haus ihrer Großmutter eintrifft, will sie eigentlich nur kurz bleiben um die Erbschaftsangelegenheiten zu regeln. Doch der Besuch weitet sich aus, denn mit jedem Tag kommen immer mehr Erinnerungen an früher wieder hoch. Erinnerungen die eigentlich schon vergessen geglaubt waren. 

Die Autorin springt zwischen den Erzählsträngen öfter von der Vergangenheit in die Gegenwart und wieder zurück. Das stört bei der Lektüre aber keineswegs, treibt die Erzählung sogar weiter an. Stück für Stück wird der Leser hier in eine andere Welt entführt und Stück für Stück ergibt die Geschichte immer mehr Sinn, bis sich am Ende alles in ein harmonisches Gesamtbild fügt.

Die Erzählweise der Autorin empfand ich als äußerst ansprechend. Sehr liebevoll beschreibt sie einzelne Szenen und bringt den Leser selbst zurück in die Sommer der eigenen Kindheit. Und ganz nebenbei entwickelt sich auch noch eine zarte Liebesgeschichte in der Gegenwart die den Leser erfreut.

FAZIT 

Ein schönes Buch, gefühlvoll, sensibel und poetisch geschrieben, dass den Leser in einen wunderschönen Sommer, an einen schönen Ort entführt. Wer hier Spannung erwartet ist mit diesem Buch sicherlich falsch bedient, wer solche Art von Literatur allerdings gern liest, sollte zu diesem Buch greifen.

4/5 Punkte

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