Rezension: "Raum" von Emma Donoghue


DATEN

Raum von Emma Donoghue - Piper Verlag -  416 Seiten - ISBN 978-3492054669 - Gebundene Ausgabe - 19,99 Euro - Hier kaufen


INHALT

Auch seinen fünften Geburtstag feiert Jack im Raum. Raum - das ist sein Zuhause und der einzige Ort, den er seit seiner Geburt gesehen hat. Raum hat eine verschlossene Türe, ist zwölf Quadratmeter groß, hat ein Oberlicht und einen Fernseher. Dort wurde er geboren und dort lebt er noch immer mit seiner Mutter. Die Cartoonfiguren aus dem Fernsehen werden seine Freunde. Das Fernsehen jedoch ist nicht echt, denkt Jack. Echt sind nur Raum, seine Mutter, er selbst und alle Dinge die es in Raum gibt. Bis irgendwann seine Mutter anfängt ihm zu erklären, dass es da draußen doch eine Welt gibt und das sie unbedingt versuchen müssen aus Raum zu fliehen.

MEINE MEINUNG

Die Autorin Emma Donoghue schreibt dieses Buch komplett aus der Sicht des fünfjährigen Jack, der noch nie mit anderen Menschen gesprochen hat, als seiner Mutter selbst. Jack, der noch nie den Raum verlassen hat, indem er geboren wurde und der noch nie gesehen hat, was die echte Welt ist. Die kindliche Sprache die die Autorin dafür benutzt, ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. So stolpert man beispielsweise öfter über Sätze wie "Ich springe auf Stuhlschaukel, damit ich Uhr sehen kann, da steht 07:14. Ich kann auf Stuhlschaukel schon inlineskaten, ohne festhalten, und dann mache ich Engelchen flieg bis zum Zudeck...". Wenn man über eine gewisse Seitenzahl hinaus ist, kann man sich damit jedoch arrangieren und stört sich weniger daran. Teilweise tritt die kindliche Sprache von Jack sogar sehr in den Hintergrund. Was ich persönlich aber nicht konsequent von der Autorin durchdacht finde, ist die Tatsache das Jack einmal so kindlich naiv spricht und in anderen Momenten Sätze oder Wörter benutzt, die ein fünfjähriger wohl so nicht sagen würde (z.B. "selbstbestimmtes Wohnen"). 


Im Lauf der Geschichte erfährt der Leser, wie es dazu kam das Jacks Mutter (die im Buch nur Ma genannt wird) in den Raum kam, indem später auch Jack geboren wurde. Als die Mutter Jack immer mehr darüber in Kenntnis setzt, das es außerhalb von Raum noch eine andere Welt gibt, in der sie früher gelebt hat, kann Jack das Anfangs nicht glauben. Als dann nach langen Jahren endlich die Flucht gelingt, geht das Chaos erst richtig los. Jack und seine Mutter kommen in eine psychiatrische Klinik und besonders für Jack macht das Leben außerhalb Raum keinen Spaß. Er sieht sich mit Dingen konfrontiert, die er nicht kennt und die er auch nicht kennen lernen will. Er sehnt sich zurück in den Raum, indem er ganz allein mit seiner Mutter war und indem er seine Mutter mit niemandem teilen musste. Als Ma schließlich einen Selbstmordversuch knapp überlebt, ist Jack einstweilen bei seinen Großeltern untergebracht und lernt langsam Dinge des Alltags kennen. Immer wieder hat man es mit einem verstörten Jungen zu tun, der ohne seine Mutter nicht baden will oder auch mit fünf Jahren im Raum immer noch von seiner Mutter gestillt wurde und während der Trennung die Brust schmerzlich vermisst. 

Das Buch ist eine verstörende Geschichte über eine schreckliche Tat und deren Folgen. Was würde passieren, wenn man ein Kind fünf Jahre von der Außenwelt fern hält? Die Antworten dazu findet man in diesem Buch. Einstweilen hat es mich ein wenig an den Fall Natascha Kampusch erinnert, auch wenn das Opfer in diesem Fall kein Mitleid mit dem Täter hat und nicht das "Stockholm-Syndrom" entwickelte.

Wer hier einen spannenden Thriller erwartet, wird enttäuscht werden. Vielmehr ist das Buch eben eine Erzählung über eine grauenvolle Tat und den Folgen die daraus entstehen.

FAZIT

Ein sehr ungewöhnliches Buch das ich in dieser Art noch nie gelesen habe. Eindrucksvoll geschrieben und sehr erschreckend mit einem Schreibstil der gerade am Anfang das Lesen deutlich erschwert, als Stilmittel in diesem Buch aber eine ganze eigene Wirkung entfaltet.

4/5 Punkte


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